1975, Linde & Fichte, 112 x 54 x 64cm
Auszug aus dem Eröffnungsvortrag zur Ausstellung
‚Wolfgang Kohl – Holzskulpturen‘ von Jürgen Weichardt:
[…] Erst diese andere Qualität der alltäglichen Dinge, der menschlichen Szenen und Situationen, führt zu einer emotionalen und intellektuellen Auseinandersetzung mit den Inhalten. Wir wollen diese leisten, aber zunächst in Kürze die beiden Etappen skizzieren, die W. Kohl zurückgelegt hat, soweit das ausgestellte Oeuvre diese kennzeichnet. Am Anfang waren es die Dinge, die jeder vor Augen hat. Sie werden in das Material Holz nun tatsächlich mimetisch – aber ohne Farbigkeit – übertragen. Diese Dinge sind Sofa und Läufer, Papierkorb und Straßengully, um nur die bekanntesten zu nennen. Kohl hat sie in einem mühseligen, wenigstens langwierigen handwerklichen Prozeß geschaffen, den er als eine bewusste Leistung des Individuums gegenüber der industriellen Massenanfertigung sieht. Nach eigenen Worten ist der Widerspruch wichtig, der aus der Gegenüberstellung handgearbeitetes Holz-Kunstwerk und industriell gefertigtes Massenkonsumstück resultiert! Verbrauch gegen Dauer, Praktikabilität gegen sperrigen Widerstand, Gemütlichkeit gegen Härte, Bequemlichkeit gegen Provokation. Diese Konfrontation ist dann auch schon eine geistige Auseinandersetzung. Hier wird das Übertragen des Banalen in ein anderes Medium zur Herausforderung, die gesamte Situation der Industrieabhängigkeit des „modernen“ Menschen zu überdenken. …weiterlesen